Leseprobe
„Strahlung – Gefahr oder Ausdruck von Leben?“

von Gerald Krampe

Hat Strahlung einen Einfluss auf unseren Organismus? Auch mit sehr komplexen wissenschaftlichen Untersuchungen sind die Auswirkungen der Strahlungen auf Organismen oft nicht eindeutig nachweisbar. Kontroverse Diskussionen in der Öffentlichkeit bleiben da nicht aus. Doch was ist Strahlung? Kann sie allein auf technisch-wissenschaftliche Aspekte reduziert werden? Oder kann Strahlung auch mit einem anderen Hintergrund betrachtet werden, der sie in einem ganz anderen „Licht“ erscheinen lässt?

Was ist Strahlung? 

Woher kommt Strahlung, wohin geht sie, was ist ihre Funktion? In ihrem Wörterbuch der deutschen Sprache führen die Sprachwissenschaftler und Brüder Jacob und Wilhelm Grimm als allgemeine Bedeutung für das Wort Strahlung „Glanz“, „Schimmer“ auf und notieren, es handele sich um eine junge Wortform, die den lexikografischen Quellen des 16. Jahrhunderts noch nicht bekannt gewesen sei. Goethe erläuterte im 18. Jahrhundert die optische Strahlung: „dieses phänomen, wenn mir nämlich ein farbiger rand durchs prisma da erscheint, wo ich ihn mit bloszen augen nicht sahe, und dieser farbige rand sich von dem schwarzen nach dem weiszen und von dem weiszen nach dem schwarzen zu erstreckt, nenne ich die strahlung.“[1] Das Verb „strahlen“ kann – analog zum Substantiv – sehr Verschiedenes bedeuten. Erstens: „glänzen“, „leuchten“; zweitens: „Strahlung von sich geben“. Gerade die zweite Bedeutung zeigt, dass das Wort „Strahlung“ heute praktisch in dem gleichen Sinn benutzt wird wie das Wort „Emanation“. Von Purucker sagt hierzu: „Die moderne Wissenschaft benutzt heute mehr und mehr das Wort ‚Strahlung‘ oder ‚Strahlungen‘. Sie benutzt es praktisch in dem gleichen Sinn und mit der gleichen Absicht, Tatsachen zu beschreiben, wie die alten Theologen der vorchristlichen Zeit in Griechenland und Rom, Ägypten, Persien und Babylon und ebenso in anderen Teilen der Welt das Wort ‚Emanation‘ oder ‚Emanationen‘ benutzten.“[2] Das Licht der Sonne wurde zum Beispiel nicht als die Ausstrahlung eines in Verbrennung befindlichen Sternes gesehen, sondern als „Emanation“ – als das Hervorfließen oder Hervorströmen von Leben, von Vitalität. Dies zeigt, dass in bereits weit zurückliegenden Zeiten ein tiefes Wissen über die inneren Zusammenhänge der Natur vorhanden war. Denn in einem durch und durch belebten Universum muss Strahlung mehr sein, als die heutige Wissenschaft bisher ergründet hat. 

Die Entdeckung der Strahlung 

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden eine Reihe von Entdeckungen gemacht, die die Welt bis heute revolutionär verändert haben. Der Physiker Heinrich Rudolf Hertz (1857–1894) wies 1887 erstmalig elektromagnetische Wellen experimentell nach. Nur wenige Jahre später gelang es dem Italiener Guglielmo Marconi (1874– 1937), mithilfe elektromagnetischer Wellen Nachrichten zu übersenden. Im Dezember 1898 isolierten Marie (1867–1934) und Pierre Curie (1859–1906) ein chemisches Element, das leuchtete und Wärme und elektrische Strahlung abgab. Sie nannten es Radium – „das Strahlende“. Die Radioaktivität war entdeckt und führte in der Folge im 20. Jahrhundert zu einer Vielzahl technischer Anwendungen, leider aber auch zu militärischem Missbrauch. Schnell wurden neben den faszinierenden Eigenschaften der Radioaktivität auch negative, schädigende Aspekte entdeckt. Die Ursache für die viel diskutierten technischen Risiken und die Gesundheitsgefährdung liegt allerdings in der hohen Konzentration radioaktiver Stoffe und nicht darin, dass Radioaktivität an sich schädlich ist. Neben der Bezeichnung für die radioaktiven Ausstrahlungen wurde das Wort „Strahlung“ in den letzten hundert Jahren dann zunehmend auch für andere elektromagnetische Schwingungen oder Wellenformen wie Licht-, Radio-, Wärmewellen, Röntgenstrahlen und kosmische Strahlen verwendet. Bedingt durch die bekannten gefährlichen Auswirkungen hochkonzentrierter radioaktiver Stoffe, verbinden die meisten Menschen mit „Strahlung“ heute etwas Negatives. Aber ist Strahlung wirklich etwas, wovor wir uns in Acht nehmen oder gar fürchten müssen? 

Wodurch entsteht „Strahlung“? 

Strahlung ist der Ausdruck von Leben. Von Purucker illustriert dies anhand der „Ausstrahlungen“ des Menschen: „Ein menschliches Wesen emaniert oder strahlt Vitalität aus. Sie strahlt beständig aus, fließt von ihm fort, und das Fortfließen zeigt, dass sie ein Ding ist, ein Fluidum. Licht ist ein Fluidum; alle verschiedenartigen Strahlen sind in ihrem Charakter fluidisch. Aber dieser fluidische Charakter bedeutet nur, dass sie Aggregate oder Konkretionen von Wesenheiten sind, emanierten Wesenheiten, die Monaden oder Lebensatome genannt werden können.“[3] Wir sind von einer unvorstellbaren Fülle an Leben umgeben, und dieses Leben äußert sich durch unaufhörliche Bewegung. Wir nehmen diese Bewegung im Großen wie im Kleinen wahr. Durch die Drehung der Erde nehmen wir Tag und Nacht wahr, den Umlauf der Erde um die Sonne erleben wir als Jahr. Diese großen rhythmischen Bewegungen nennen wir „Zyklen“. In anderen Bereichen, wie in dem Ausschnitt der für uns wahrnehmbaren Töne, wird die verursachende Bewegung nicht als „Zyklus“, sondern als „Schwingung“ bezeichnet. Beides ist Ausdruck von Leben. Was aber ist es, das sich bewegt, vibriert und schwingt? Woraus setzen sich Schwingungen zusammen? In der Physik wird Schall als mechanische Schwingung von Luftmolekülen, die sich gegenseitig anstoßen, beschrieben. Das Licht wird als elektromagnetische Schwingung bezeichnet, ebenso auch die Radiowellen, die Wärme- und die kosmische Strahlung. Mit dem Ausdruck Elektromagnetismus oder elektromagnetische Welle wird die Fortbewegung von Energie bezeichnet, unabhängig davon, ob diese Fortbewegung in dem konkreten Material einer Leitung oder im Raum erfolgt. „Welle“ ist ein Wort, um die Methode der Ausbreitung der elektromagnetischen Energien durch den Raum zu bezeichnen. Heutige Wissenschaft führt alle Arten von Schwingungen und Strahlungen auf materielle Ursachen in einem unbelebten Universum zurück. Die Theosophie hingegen basiert auf Naturgesetzmäßigkeiten, das bedeutet, dass Wärme, Elektrizität und Licht substanziell sind und ohne Ausnahme Emanationen von Wesenheiten sind – Wesenheiten auch von kosmischer Größe. Am Beispiel des Lichtes führt von Purucker aus: „Sichtbares Licht ist eine Strahlungsform; es emaniert oder strömt aus einem strahlenden Körper, der nicht nur sein kausales Elter ist, sondern ohne den – der auf diese Weise seine vitale Strahlungskraft zum Ausdruck bringt – das Licht nicht existieren würde. Mit anderen Worten: Das Licht ist das vitale Fluidum einer lebenden Wesenheit, das von dieser ausströmt. Wenn aber die Wesenheit nicht existierte, könnte das vitale Fluidum nicht aus ihr emanieren, und das Licht wäre nicht existent.“[4]

Das wissenschaftlich erforschte Frequenzspektrum 

Die bis heute bekannten Strahlungen beziehungsweise Schwingungen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Unendlichkeit der Natur. Wir hören je nach Alter bis zu 10 bis 11 Oktaven innerhalb der Schwingungen der Luftmoleküle. Mit unserem Gesichtssinn nehmen wir lediglich eine Oktave im Bereich des sichtbaren Lichtes wahr. Auch unsere übrigen Sinne sind ähnlich beschränkt. Die obige Tabelle zeigt die verschiedenen Frequenzen bestimmter elektromagnetischer Strahlungsarten des bis jetzt bekannten und entdeckten Ausschnitts aus der großen Skala der Natur. 

Was bedeutet diese ungeheure Vibrationstätigkeit, die in der Grafik dargestellt ist, in Wirklichkeit? Sie bedeutet, dass es eine absteigende Skala gibt, die vom Ätherischen zu fortgesetzt zunehmender Materialität übergeht. Von Purucker erläutert dies wie folgt: „Doch es sollte klar ersichtlich sein, dass, wenn Partikel mit intensiver und fast unvorstellbarer Frequenz oder Geschwindigkeit vibrieren und dabei eine einheitliche Wesenheit darstellen, die involvierten Kräfte schwerer zu verändern und schwieriger zu bewegen sind, als wenn die Vibrationen schwach und diffus und mehr oder weniger verstreut sind. Es ist genau diese Kompaktheit der Vibrationen und die Geschlossenheit ihrer Wechselwirkung, welche die Masse oder Menge der Materie erzeugt.“[5] Das bedeutet, dass wir in Richtung der „kosmischen Gammastrahlen“ immer tiefer in immer dichtere Schwingungen hinabsteigen oder untertauchen, weil die Frequenz zunimmt, die Verdichtung also vollkommener, die Kristallisation sozusagen vollständiger wird. Die kosmischen Gammastrahlen sind Lebensatome, also die Äußerung von Leben, auf einer niederen physischen oder sogar unterphysischen Ebene im hierarchischen Sinn. Ebenso sind auch alle anderen Strahlen Äußerungen von Leben, die von den Sonnen des Raumes ausgestrahlt werden. Daneben gibt es viele weitere Familien von Lebensatomen, die kein technisch-wissenschaftliches In­strument jemals wahrnehmen oder auffangen kann. Sie befinden sich gänzlich oberhalb oder außerhalb unserer Ebene. Zum Beispiel gibt es rein astrale, mentale, spirituelle und göttliche Lebensatome. Strahlen repräsentieren somit das Leben in allen Variationen. Strahlung ist Leben und baut Leben auf. Sie ist etwas völlig Natürliches im Fachwerk des Kosmos. Nur ein Übermaß an Leben schadet oder kann schädliche Folgen haben. 

Evolution bedeutet Strahlung 

Alles, was evolviert, nimmt Strahlung auf und gibt diese ab. Ein Beispiel dafür ist Radioaktivität. Die natürliche Radioaktivität basiert auf dem Zerfall der schweren Elemente wie Uran, Radium, Strontium und Plutonium. Bei diesem Zerfall wird auch Energie in Form von Strahlung abgegeben. 

Am Beispiel der menschlichen Evolution kann der Vorgang des Aufnehmens und Abgebens von Strahlung sehr schön veranschaulicht werden. In der ersten Lebenshälfte des Menschen wird in erster Linie der Körper aufgebaut, das Einsammeln von Lebensatomen und ihr Einbau in den Körper überwiegt. In der zweiten Lebenshälfte ist der umgekehrte Vorgang zu beobachten: Die den Körper zusammensetzenden Lebensatome oder Elemente werden, beginnend mit den gröbsten, nach und nach aufgelöst, und der Körper entwickelt sich zurück zum eher Feinstofflichen. Diese beiden Phasen des Aufnehmens und Abgebens werden von jeder manifestierten Wesenheit durchlaufen. Doch nicht der sichtbare physische Körper ist der hauptsächliche Sender und Empfänger von Lebensatomen beziehungsweise Strahlen, sondern alle Teile oder Aspekte der siebenfältigen zusammengesetzten Konstitution des Menschen tragen dazu bei. Der Körper bildet nur einen geringen Teil der Konstitution, genau genommen gerade einmal ein Siebtel. Strahlung existiert also in allen Graden der Feinstofflichkeit. Diese vielfältigen Strahlungen sind der Wissenschaft so gut wie unbekannt, denn sie entziehen sich völlig unseren Sinnen und sind auch mit technischen Instrumenten nicht zu erfassen. Dennoch sind sie um uns, durchfluten uns, bauen uns auf oder leiten im Alter den Zerfall ein. 

Eine gute Illustration bilden die Radio- und Fernsehprogramme. Die vielen auf unterschiedlichen Frequenzen ausgestrahlten Programme können ohne technische Hilfsmittel nicht wahrgenommen werden. Sichtbar wird nur das Programm, auf dessen Frequenz der Empfänger abgestimmt ist. Alle anderen Programme sehen wir nicht, aber sie existieren und erscheinen sofort, wenn wir den Empfänger auf ihre Frequenz einstellen. Ebenso sind unsere Sinne nur auf sehr wenige Frequenzen abgestimmt. Wie beschränkt ist damit die rein physische Betrachtung unseres Weltalls! Die wirklichen Wunder beginnen erst dort, wo das Materielle in feinstofflichere Welten übergeht. 

Kristallisiertes Licht 

Wir sind jedoch nicht nur von Strahlen umgeben, in Wirklichkeit besteht unser gesamtes Weltall nur aus Strahlen! Von Purucker sagt hierzu: „Es ist nicht weit hergeholt, sondern eine fast unvermeidliche Schlussfolgerung, anzunehmen, dass die physische Materie, so wie unsere Sinne sie uns vermitteln, letzten Endes leicht als konkret gewordene oder kristallisierte Strahlung beschrieben werden kann oder als Licht. […] Damit ist nicht so sehr die eine Oktave, die wir ‚sichtbares‘ Licht nennen, gemeint, sondern Licht in seiner allgemeineren Bedeutung, wie sie in dem Wort Strahlung liegt. Wir müssen uns erinnern, dass ‚Strahlung‘ jetzt die vielen ‚Oktaven‘ von Strahlungsaktivität bedeutet, von den ‚kosmischen Strahlen‘ bis zu jenen, die beim ‚Radio‘ gebraucht werden.“[6]

Newton (1643–1727) beschrieb bereits 1704 in seiner Optik die Ineinander-Umwandelbarkeit von Licht oder Strahlung und Materie: „Lassen sich nicht dichte Körper und Licht gegenseitig inein­ander verwandeln, und empfangen nicht die Körper viel von ihrer Wirksamkeit durch die in ihre Zusammensetzung eintretenden Lichtteilchen?“ Und weiter: „Die Umwandlung der Körpermaterie in Licht und umgekehrt ist der Vernunft und der Natur, die sich an Verwandlungen dieser Art gleichsam zu ergötzen scheint, ganz angemessen.“[7] Im 20. Jahrhundert wurde dies in der Quantentheorie unter dem Namen Welle-Teilchen-Dualismus bekannt. 

So seltsam es klingt, unsere Welt, in der wir leben, ist Strahlung, kristallisiertes oder konkret gewordenes Licht. Dies gilt für die Mineralien, für die gesamte Vegetation und ebenso für unsere Körper – sie alle bestehen aus kristallisiertem, konkret gewordenem Licht oder Strahlung. Hierin liegt ein Schlüssel für die Aussage der Theosophie, dass Geist und Materie nicht verschiedene Dinge sind, sondern die zwei Pole allen Seins. Materie ist letztendlich kristallisierter Geist oder kristallisierte Kraft. 

Mâyâ – Von der (Un)Wirklichkeit der Materie 

Materie, wie wir sie um uns herum wahrnehmen und fühlen, ist tatsächlich eine Illusion. In der hinduistischen Philosophie wurde diese Illusion auch Mâyâ genannt. Das subjektive Gefühl von Festigkeit und Undurchdringlichkeit sollte dabei nicht über den illusorischen Charakter hinwegtäuschen. Mâyâ bedeutet jedoch nicht, dass Materie nicht existiert, sondern nur, dass wir die ursächliche, dahinterstehende Wirklichkeit nicht erkennen. Wir nehmen nur die Kristallisation wahr, nicht aber den Geist. 

Der große Physiker Max Planck (1858–1947) sagte im Rahmen eines 1929 in Berlin gehaltenen Vortrages über Geist und Materie: 

„Es gibt keine Materie an sich. Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Atoms zusammenhält. Da es aber im gesamten Weltall weder eine intelligente noch eine ewige Kraft gibt, so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten, intelligenten Geist annehmen. Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie. Nicht die sichtbare und vergängliche Materie ist das Reale, Wirkliche, Wahre – denn die Materie bestünde, wie wir gesehen haben, ohne diesen Geist überhaupt nicht –, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.“ 

Was Materie genannt wird, ist in Wirklichkeit eine Verhärtung, ein Festwerden oder eine Kristallisation von Kräften oder auch Strahlungen. Dabei wird unter Kraft nicht eine leblose, mechanisch wirkende Größe verstanden, sondern feinstoffliche Energien, die ursächlich hinter allen Lebensäußerungen stehen. Die Theosophie schreibt hierbei Kräften durchaus eine eigene Intelligenz zu. Alles im Weltall besteht aus Strahlen in allen Graden der Feinstofflichkeit von Energie bis Materie. „So strömt der Mensch fortwährend seine Lebensenergie aus. Die so von ihm ausgehenden Lebensströme geben den Wesenheiten der untermenschlichen Reiche Leben, evolutionäre Antriebe und ihre Besonderheiten; denn diese untermenschlichen Reiche sind die Entwicklungsprodukte der Gedanken und Lebensemanationen der menschlichen Rasse.“[8]

Strahlung – die Äußerung von Leben 

Besonders die Strahlung ist einer der augenscheinlichsten Beweise für das universale Leben. Leben bedeutet Bewegung. Diese Bewegung offenbart sich zum Beispiel in dem kleinen bis jetzt bekannten Bereich als elektromagnetische Schwingung. Darüber hinaus gibt es jedoch unermessliche Bereiche des Lebens, Bereiche der Schwingung, Vibration und damit Strahlung, die uns nicht bekannt sind. Sie alle sind in uns und um uns, durchdringen uns, so wie wir sie durchdringen. Die Einflüsse sind auf den feinstofflichen Ebenen ebenso vorhanden wie auf unserer physischen Ebene, und diese Einflüsse sind teilweise weitreichender als die Einflüsse von Strahlen in unserer materiellen Welt. 

Da Strahlung letztendlich die Äußerung von Leben ist, ist sie an sich nicht gefährlich. Nur eine zu hohe Strahlenkonzentration, wie sie auch von Mikrowellenöfen und Mobil- und Schnurlostelefonen ausgehen kann, sollte nicht verharmlost werden. Dramatisch sind vor allem extreme Strahlenkonzentrationen, wie sie 1986 beim Kernkraft-GAU von Tschernobyl und 2011 bei der Nuklearkatastrophe in Fukushima freigesetzt wurden oder beim Einsatz von Kernwaffen freigesetzt werden. Hier kommt es zu einem Ungleichgewicht, das, wie wir drastisch erfahren mussten, enormen Schaden anrichtet. Von diesen Extremen abgesehen, die meist vom Menschen selbst hervorgerufen werden, sind Strahlungen eine natürliche Äußerung des uns umgebenden Lebens. 

Doch was noch längst nicht erkannt wird, sich jedoch weitaus umfassender auf alle Bereiche menschlichen Daseins auswirkt, sind die Ausstrahlungen unserer Gedanken und Taten. Der tiefgreifende Ausspruch Platons (427–348/47 v. Chr.): „Ideen regieren die Welt“, macht deutlich, dass letztendlich alles durch und mittels Gedanken zustande kommt. Wir hätten kein Haus, kein Auto, kein Mobiltelefon, kein Fernsehen, wenn nicht Gedanken den Anstoß zu diesen Erfindungen gegeben hätten. Ohne Gedanken würde die Menschheit heute noch auf der Stufe von Ureinwohnern stehen, denen die Errungenschaften moderner Zivilisation völlig fremd sind. 

Kriege sind allein das schreckliche Resultat von Gedanken. Die Energien von Gedanken, als Schwingungen ausgesandt, wirken sich mit zerstörerischer Gewalt aus. Zunächst existieren Kriege in Gedanken, auf der niederen mentalen Gedankenebene, sie sind also noch nicht physisch manifestiert. Erst im weiteren Verlauf nehmen sie konkrete Gestalt an, der Gedanke reift zur Tat, zur Auswirkung. 

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Strahlungen weitaus mehr sind als naturbedingte Radioaktivität. Strahlungen sind Lebensäußerungen von Wesenheiten aller Grade und Evolutionsstufen, worin der Mensch eingeschlossen ist. Sie zeugen von den Kreisläufen in der Natur, von Leben und Tod im ewigen Wechsel. Auf den Tod folgt das Leben, der Mensch reinkarniert im ständigen Auf und Ab – das Rad dreht sich die Unendlichkeit hindurch, und der Mensch ist der ewige Pilgrim in Raum und Zeit, ständig wachsend und zunehmend an Spiritualität. Wie klein werden angesichts dieser weltumspannenden Ausblicke alle irdischen Wünsche! Alles, was sich gegen die Natur richtet, alle Strahlungen niedermenschlicher Gedanken, wird in dem großen Laboratorium der Natur zermahlen. Mischen, Niederschlagen und Trennen ist der natürliche alchemistische Prozess in der Natur. Alles findet seinen ihm angemessenen Platz, die Mühlen Karmans mahlen langsam, aber gerecht. So verbergen sich hinter Strahlungen viele Zusammenhänge, die auf den ersten Blick kaum erkennbar sind. Sie sind das geheime Bindeglied zwischen allem, was lebt, zwischen Atom, Mensch und Kosmos, zwischen allen Stufen und Graden unseres Seins, zwischen Evolution und Involution. Welch erhabener Ausblick!


Aus: Verborgenes Wissen – Die Vernetzung von Mensch und Universum, S. 274.

Fußnoten: [1] Johann Wolfgang von Goethe: Beiträge zur Optik, VIII. Von den Strahlungen, § 90. In: Schriften zur Farbenlehre, Band II. Stuttgart (Phaidon), ohne Jahr, S. 50. [2] Gottfried von Purucker: Studien zur Esoterischen Philosophie. Hannover, 1986, Bd. 1, S. 195. [3] Ebenda. [4] Gottfried von Purucker: Geburt und Wiedergeburt. Hannover, 1994, S. 267. [5] Gottfried von Purucker: Studien zur Esoterischen Philosophie. Hannover, 1986, Bd. II, S. 463 f. [6] Gottfried von Purucker: Mit der Wissenschaft hinter die Schleier der Natur. Hannover, 1988, S. 100. [7] Isaac Newton: Optik. 1704, II. u. III. Buch, übersetzt und herausgegeben von William Abendroth, 1898, Hamburg, 2013, S. 124 f. [8] Gottfried von Purucker: Goldene Regeln der Weisheit. Hannover, 2011, S. 70.